Julia Engelmann
Julia Engelmann - Stille Poeten songtekst
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Es gibt laute Redner und laute Dichter, Die sich Gehör verschaffen und Zuspruch suchen Und dann gibt's noch die stillen Poeten. Das sind die, die einfach schweigen, Weil sie nicht an sich selber glauben, Weil sie nicht glauben, dass sie jemand hören will, Weil irgendwer sagt, dass sie nichts taugen. Das sind die, die einfach schweigen, Obwohl sie viel zu sagen hätten, Was wahr und schön und wertvoll wäre. Ich will, dass wir sie nicht vergessen. Es scheint unverständlich, dass sie ruhig sind, Aber jeder von ihnen hat einen Grund. Ich glaube, dass eigentlich jedem von uns Ein stiller Poet innewohnt. Und manchmal, Wenn du innehältst für einen Augenblick, Um einmal kurz zwischen die Zeilen zu treten Wenn statt in Gesichter du in Augen blickst Hörst du sie flüstern, Die stillen Poeten. Ein kleiner Junge, zu groß für sein Alter. Sein Gang ist schlurfend, seine Haltung gebückt, Man fühlt schon die Blicke der Mütter ihn werten. Seine Noten sind schlecht, seine Mappen zerknickt. Seit dem ersten Schultag ist er unterfordert, Niemand hier kann seinen Wortwitz verstehen. Bauchschmerzen machen das Aufstehen schwer, Er würde alles tun, nicht in die Schule zu gehen. Man denkt, er sei dumm, sein IQ sagt was anderes. Ein Underarchiever, ein verkapptes Genie, Und während Lehrer belächeln und Mitschüler lachen, Betreibt er stille Poesie. Und manchmal, Wenn du innehältst für einen Augenblick, Um einmal kurz zwischen die Zeilen zu treten Wenn statt in Gesichter du in Augen blickst Hörst du sie flüstern, Die stillen Poeten. Ein junges Mädchen zerstreut sich absichtlich. Sie fühlt sich verloren und sucht einen Sinn, Ihre Eltern sind mal wieder ziemlich beschäftigt. Und mit älteren Jungs kifft sie die Zeit vor sich hin. Sie ist eine, die auch noch die Lehrer anbeten. Doch hinter ihrer hübschen, arroganten Fassade Steckt eine einsame, stille Poetin. Und manchmal, Wenn du innehältst für einen Augenblick, Um einmal kurz zwischen die Zeilen zu treten Wenn statt in Gesichter du in Augen blickst Hörst du sie flüstern, Die stillen Poeten. Die zwei Geschwister sehen sich an, Und sie schließen die Tür, denn so sind sie verschont. Ihre Mutter wollte heute weniger trinken, Doch leere Versprechen sind sie lange gewohnt. Sie sitzen und spielen ein Leben als Held, Einer fertige Fakewelt betäubt Fantasien, Und sie starren verstummt in den flimmernden Bildschirm Und betreiben laut stille Poesie. Und manchmal, Wenn du innehältst für einen Augenblick, Um einmal kurz zwischen die Zeilen zu treten Wenn statt in Gesichter du in Augen blickst Hörst du sie flüstern, Die stillen Poeten. Und da ist dieser Typ, er war schon immer sehr komisch, Hat gestern den Nachbarn blutig geboxt Für einen Moment Auszeit von seinen Gedanken. Und außerdem, externen Zweifeln zum Trotz, Er sehnt sich nach Liebe, hat sich für Hass entschieden, Für einen, der beim Pokern auf Risiko geht. In seinem Kopf kauert in einem dunklen Zimmer Ein ruhiggestellter, stiller Poet. Das sind ein paar von denen, die einfach schweigen, Obwohl sie viel zu sagen hätten, Was wahr und schön und wertvoll wäre. Ich will, dass wir sie nicht vergessen. Und jemand ist mutig und reicht ihnen ein Ohr, Sie nehmen es nicht sofort, doch sie nehmen es wahr. Und in ihnen wächst dieses kleine Gefühl Jemand, der sie hört und versteht, ist jetzt da.