Julia Engelmann
Julia Engelmann - Lass mal ne Nacht drüber Tanzen songtekst
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Und immerzu denken wir nach, es gibt ja auch viel zu bedenken. Doch hat es noch keinem geschadet, sich ab und an gut abzulenken. Und immerzu suchen wir Liebe, sie ist ja auch wirklich was Feines. Doch steht sie nicht immer verfügbar bereit, und so bleiben wir manchmal alleine. Und immerzu haben wir Fragen, es ist ja auch vieles so unklar. Doch all das zu klären dauert mehr als ein Jahr, vielleicht auch ein ganzes Jahrhundert. Also lass mal 'ne Nacht drüber tanzen, Leichtmut und Freiheitsluft tanken. und alle Gedanken parken an der Garderobe wie die Jacken von entfernten Bekannten. Frühstens morgen, wenn wir dann wankend entspannt landen, wo wir eben noch standen, stellen wir uns tapfer den ganzen gigantischen, großen Gedanken sind frei. "Die Gedanken sind frei." "Die Gedanken sind frei." Und wir tanzen zu zweit. Und wir tanzen, bis wir vergessen, welcher Tag ist. Und wir tanzen, bis wir vergessen, was wahr ist. Und wir tanzen, bis wir vergessen, wie man stillsteht Tanzen, bis wir vergessen, wie man still lebt Bunte Punkte von Diskokugeln schwimmen durch die Menge wie fliegende Fische im Schwarm. Dich kann ich vor mir im Stroboskop-Schwarzlicht im nebligen Pulk nur erahnen. Wir elektroswingen zwischen pink blinkenden LED-Strahlern zu Parov Stelar. Wir downsteppen Bewusstseinswendeltreppen zu Dubstep-Bässen so bunt wie Frühstucksbrettchen. Wir wippen trippelnden Schrittes zu den hippsten Rhythmen von Hip-Hop-Remixen. Wir breakdancen Breakup-Heartbreaks away, and "we can be heroes, just for one day". And our Pain is contemporary. Wir pinabauschen im Rausch, lauschen staunend dem Tausche von lauter und laut: Ba Ba Ba Boom, Va Va Va Voom. Lass uns was tun, was wir noch nie gemavht haben, denn dadurch lernt ja der Mensch nur dazu. Und Ba Ba Ba Boom, und Va Va Va Voom. Lass mal 'ne Nacht drüber tanzen und zwar ohne alle Gedanken sind frei. "Die Gedanken sind frei." Die Gedanken sind freie Wildgänse auf Reisen. Die Gedanken sind leichte und heitere Kreisel, sie ringeln und wirbeln sich um ihre Mitte wie wippende Derwische mit ihren Kitteln die bringen die Röcke wie kippende Klippen und schüttelnde Würfel vom Sitzen zum Trippeln. Und wir tanzen, bis wir vergessen, welcher Tag ist. Und wir tanzen, bis wir vergessen, was wahr ist. Und wir tanzen, bis wir vergessen, wie man stillsteht Tanzen, bis wir vergessen, wie man still lebt Auf der Mauer sitzen. Kurze Pause vor der Tür. Kollektives Schwitzen. Alle rauchen, nur nicht wir schweigen nur wartend und atmen, kalte Hände in Ärmeln vergraben. Sogar der Himmel hat heute getrunken! Man erkennt das am dunkel gewordenen Rotweinmond. Guck mal, wie er rubinmäßig funkelnd majestätisch über grünenden Baumkronen thront. Von der Mauer aufstehen. Zurück in den Club gehen. Dann weitertanzen. Wir sind heute so gut drauf. Leitungswasser für lau schmeckt süßer als Bier, und in versifften Spiegeln sieht man immer so gut aus. Und wir tanzen, bis wir vergessen, welcher Tag ist. Und wir tanzen, bis wir vergessen, was wahr ist. Und wir tanzen, bis wir vergessen, wie man stillsteht Tanzen, bis wir vergessen, wie man still lebt Und wir tanzen, und wir tanzen, und wir tanzen, und wir tanzen, und wir tanzen, und wir tanzen und wir tanzen Als alles vorbei ist, treten wir leise und Schulter an Schulter die Heimreise an. Die Wolken sehen auf besondere Weise, angeleuchtet vom Sonnenaufgang, aus wie Polarlichter vor hellblauem Himmel, und die schlummernde Skyline ist nur eine kleine, aus Pappe gebaute Theaterkulisse. Und alles Gehörte hallt dröhnend, wie Echos in Höhlen ertönend, in unseren Ohren herum: Ba Ba Ba Boom, Va Va Va Voom. So gehen wir auf schwebenden Fersen, Jeansjacken tragend wie Schärpen, nach Hause, um Mützen mit Kraft voll zu tanken. Und über uns, luftballonleicht, fliegt eine Wildgans und trägt die Gedanken sind frei. "Die Gedanken sind frei." Und wir sind zu zweit. Das Ende der Nacht ist der Anfang vom Schlaf. Und wer als Erster erwacht, der eröffnet den Tag.