Gerhard Schöne
Gerhard Schöne - Der Pilger songtekst
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Er kommt von Compostella, Vom Grab des heil´gen Jakob, Geht heimwärts nach Madrid. Der Mann ist Mitte dreißig, Hat tätowierte Arme, Das lange Haar verschwitzt. Paar hundert Kilometer Zu Fuß die Pilgerwege, Hat nur ´nen Beutel mit. Als die Frau vor vielen Wochen starb, Hat er es ihr versprochen. Jetzt löst er es ein. Seine Kumpels werden lachen: Alter, was machst du für Sachen! Willst wohl ´nen Heil´genschein? Er war immer Rangierer. Dann hab´n sie ihn gefeuert. Dann starb an Krebs die Frau. Er ließ sich gehen, versackte, Lag Mama auf der Tasche, War vormittags schon blau. Die Mutter hat gebetet, Geschimpft und ihn verachtet. Er wurde fett und grau. Als er eines morgens leise sprach: Ich geh auf Pilgerreise!, Hat sie nur gelacht; Weil er zu viel Schnaps I'm Blut hat Und sonst nix mit Gott am Hut hat. Doch er hat´s wahr gemacht. Er hat von jedem Kloster Paar Karten in der Tasche. Die bringt er Mama mit. ¥s ist nicht der Stolz alleine Und nicht nur das Versprechen, Es ist bei jedem Schritt: Die Zeit – sich zu erinnern, Mal Leichtigkeit, mal Trauer Und das, was ihm entglitt. Und er lernt: Die Meisten wissen nicht, Wie schmackhaft so ein Bissen Trock´nes Brot sein kann. Schwarztee, eine Zigarette, eine Trock´ne Ruhestätte Nimmt er dankbar an. Er mag die Mittagshitze, Die Kühle in der Kirche, Die alten Liturgien, Die er zwar nicht versteht. Die Würde schlichter Leute, Die ihm ein Bett anbieten, Ihm einen Tee aufbrühen Und segnen, wenn er geht. Bei schönem Wetter liegt er Nachts draußen unter Sternen, Beäugt von scheuen Füchsen. Sein Atem, ein Gebet. Er weiß selbst nicht, was er suchte; Jedenfalls ist der verfluchte „innere Schweinehund" Nicht mehr willenlos und träge. Er spürt täglich auf dem Wege Unter´n Füßen Grund.